
Die eine Eigenschaft, die alle wirklich großartigen Engineers teilen

Albert Einstein hat mal gesagt: „Ich habe keine besonderen Talente. Ich bin nur leidenschaftlich neugierig.“
Ich habe im Laufe der Jahre mit vielen Engineers gearbeitet – von Juniors, die ihren ersten PR gemerged bekommen wollen, bis zu Seniors, die praktisch das ganze Unternehmen am Laufen halten. Und die Besten, die ständig dazulernen, Bugs vorhersehen und irgendwie „einfach verstehen“, sind nicht immer die klügsten Köpfe im Raum.
Aber sie haben eines gemeinsam: Sie sind unendlich neugierig.
Sie tauchen in Rabbit Holes ab, zu denen sie niemand aufgefordert hat.
Sie lesen den Quellcode.
Sie testen Edge Cases.
Sie hören nicht bei „es funktioniert“ auf, sondern fragen: „Warum und wie funktioniert das?“
Neugier statt Wissen
Rohes Wissen ist heutzutage leicht verfügbar. Wenn du Kubernetes lernen willst, gibt’s ’nen 12-Stunden-Crashkurs. Backend in Go? Tutorial kopieren, fertig.
Aber Neugier ist was anderes.
Neugier bringt dich dazu, über das Tutorial hinauszublicken. Sie bringt dich dazu, in /proc zu schauen, RFCs zu lesen oder etwas komplett von Grund auf neu zu implementieren, nur um zu sehen, was passiert.
Neugier macht dich im besten Sinne gefährlich. Während die meisten Leute an der Oberfläche kratzen, bist du schon tief drin, stellst bessere Fragen, baust mentale Modelle und entwickelst eine Intuition, die sich nicht googeln lässt.
Neugier schafft Differenzierung
Die meisten Engineers hören auf, sobald etwas funktioniert. Großartige Engineers wollen wissen, warum es funktioniert, wie es funktioniert und was passieren würde, wenn es nicht funktionieren würde.
Das ist der echte Unterschied.
Ich habe gesehen, wie Leute vom Junior zum Senior wurden – nicht weil sie mehr Bücher gelesen hätten, sondern weil sie ihrer Neugier gefolgt sind. Eine Frage führt zur nächsten, und plötzlich wissen sie, wie DNS-Auflösung in einem Container abläuft. Oder warum ein Logging-System gelegentlich Nachrichten fallenlässt. Oder welche subtile Wechselwirkung einen Memory Leak verursacht.
All das kommt nicht aus einem Kurs. Sondern daraus, dass man genug investiert, um tiefer zu graben.
Roadmaps gibt’s viele. Neugier ist selten.
Früher war Softwareentwicklung ’ne Nische, was nur obsessive Leute gemacht haben. Die auf IRC hingen und kaputte Projekte aus Spaß gebaut haben.
Heute ist’s Mainstream. Großartig – aber dadurch suchen viele nach Abkürzungen.
Sie folgen Roadmaps. Machen Bootcamps. Haken Punkte ab.
- Docker lernen
- Kubernetes lernen
- Terraform lernen
Herzlichen Glückwunsch, du bist jetzt DevOps Engineer
Wenn aber hunderttausend Leute dieselbe Roadmap abarbeiten, hast du hunderttausend Engineers, die alle dasselbe wissen. Du fällst nicht auf, wenn du denselben Weg gehst wie alle anderen.
Du fällst auf, wenn du vom Pfad abweichst.
Genau da kommt Neugier ins Spiel. Sie bringt dich dazu, Dinge zu lernen, die nicht mal auf der Karte stehen. Die undokumentierten Features. Die merkwürdigen Edge Cases. Wie Dinge wirklich funktionieren.
Das heißt nicht, dass Roadmaps oder Bootcamps schlecht sind. Sie sind super, um anzufangen. Aber sie sind nicht das Ende deiner Reise.
Leidenschaft ist angeboren. Neugier kann man trainieren.
Leidenschaft kannst du dir nicht aufzwingen. Aber Neugier ist anders. Die kannst du trainieren.
So geht’s:
- Bei jedem Projekt, das du baust, frag dich: Verstehe ich wirklich, wie das funktioniert?
- Wenn dir etwas merkwürdig vorkommt, frag nach: Warum verhält es sich so?
- Und dann jage der Antwort hinterher – mindestens eine Ebene tiefer als die meisten.
Du musst nicht den Linux-Kernel-Code lesen. Aber schau dir wenigstens die Docs zu dieser Library an, die du importiert hast. Versuch mal, ohne Framework was zu bauen. Lass strace
drüberlaufen, nur um zu sehen, was passiert.
Mach das oft genug, und es wird zur Gewohnheit. Du fängst an, Dinge zu bemerken, die anderen entgehen. Und mit der Zeit summiert sich diese Tiefe auf eine Weise, die du nicht vortäuschen kannst.
Neugier heißt nicht, dass du nie lieferst
Ständig neugierig zu sein, kann auch ’ne Falle sein. Du kannst in Rabbit Holes versinken und nie was fertigstellen.
Großartige Engineers wissen, wann sie neugierig sein sollten – und wann sie einfach das Feature fertigstellen.
Manchmal musst du strategisch naiv sein. Deadline im Nacken. Feature muss raus. Jetzt tief in Browser-Caching einzutauchen, ist nicht der Move.
Ist okay. Neugier ist ein Werkzeug. Nutz es, wenn es wirklich zählt.
Du musst nicht neugierig sein. Aber es hilft.
Du musst nicht extrem neugierig sein, um ein guter Engineer zu sein. Du kannst ’ne solide Karriere aufbauen, indem du der Roadmap folgst und ordentlichen Code schreibst.
Aber wenn du großartig sein willst – der Typ Engineer, zu dem alle rennen, wenn’s brennt, der Dinge baut, die sonst niemand hinbekommt – dann ist leidenschaftliche Neugier dein Wettbewerbsvorteil.
Sie bringt dich über die Docs hinaus.
Über die Roadmap hinaus.
Über das Offensichtliche hinaus.
Sie macht dich unverwechselbar.
Viele Grüße,
Jonas, Co-Founder von sliplane.io