
Jeder Entwickler sollte mal selbst hosten

Früher dachte ich, Self-Hosting sei nur was für Sysadmins oder Homelab-Nerds.
Du weißt schon, die Leute, die im Keller Proxmox-Cluster stehen haben und auf Partys über ZFS reden.
Dann habe ich meinen ersten Service selbst gehostet.
Und plötzlich war alles anders. (dramatische Musik ab hier)
Heute betreibe ich Sliplane.io, eine Plattform für managed Docker-Hosting. Aber alles begann ganz simpel: Ich habe als Teenager einen Minecraft-Server für meine Freunde aufgesetzt.
Damals wusste ich nicht, dass mich dieser Schritt zum Cloud-Infrastructure-Engineer machen würde, verteilte Systeme bauen und letztlich mein eigenes Cloud-Startup gründen lassen würde. Self-Hosting geht nicht nur darum, Geld zu sparen oder offline zu sein.
Es geht darum, die Skills zu lernen, die das Internet antreiben, und Chancen zu entdecken, von denen du nicht mal wusstest, dass es sie gibt.
Hier ein paar Gründe, warum jeder Entwickler mindestens einmal selbst hosten sollte.
Self-Hosting zeigt dir, wie Software wirklich läuft
Wenn du selbst hostest, gehst du über "npm start" hinaus und denkst wie ein Operator.
Du musst zum Beispiel:
- dafür sorgen, dass deine App nicht einfach still abstürzt (mit systemd oder PM2)
- die richtigen Ports nach außen öffnen
- Daten bei Reboots persistent halten
- verstehen, wie das OS Services und Dateien managt
Plötzlich denkst du nicht mehr nur wie ein Developer, sondern wie jemand, der Systeme am Laufen hält.
Das lernst du nicht, wenn du einfach auf Heroku pushst oder auf einen Deploy-Button klickst. (Ja, ich weiß, ironisch als jemand, der genau so eine Plattform baut.)
Networking lernst du nur durch Machen
Self-Hosting zwingt dich, rauszufinden:
- wie DNS-Records funktionieren
- was ein Reverse Proxy eigentlich macht
- wie man SSL-Zertifikate ausstellt
- warum Requests manchmal falsch geroutet werden
Mit 13 hatte ich keinen Plan, was ein CNAME ist. Ich wollte nur meine Minecraft-Kiste unter einer coolen Domain erreichbar machen.
Dabei habe ich mehr über DNS, NAT und Port-Forwarding gelernt als in der Schule (und sogar im Studium!).
Genauso funktionieren moderne Stacks wie Kubernetes oder jede Cloud-Infrastruktur. Die Basics ändern sich nicht.
Du denkst automatisch ans Thema Security
Wenn du Software ins Internet stellst, stellst du bessere Fragen:
- Ist mein Admin-Panel offen für die ganze Welt?
- Hat meine Datenbank ein starkes Passwort? Muss sie überhaupt exposed sein?
- Nutze ich HTTPS richtig?
Falls du schon mal versehentlich SSH oder Redis offen stehen hattest, weißt du: Das Internet ist nicht freundlich. Guck dir nur die ganzen erfolglosen SSH-Login-Versuche an, die du nicht selbst verursacht hast!
Solche Erfahrungen machen dich zu einem besseren Developer. Du baust nicht nur Features, sondern denkst auch an Sicherheit und Ausfallsicherheit.
Du lernst DevOps nebenbei
Ich hatte nie vor, DevOps zu lernen.
Ich wollte einfach ein paar Services für mich laufen lassen. Eine Website. Einen Minecraft-Server. Ein Tool zum Filesync.
Aber dabei habe ich mir angeeignet:
- Docker und Docker Compose
- Persistent Volumes und Health Checks
- Wie man Crashes recovered
- Wie man Deployments automatisiert
Diese unfreiwillige Ausbildung wurde zum Rabbit Hole und schließlich zum Job. Später habe ich an ernsthafter Produktionsinfrastruktur gearbeitet – mein Self-Hosting-Background war ein Riesenvorteil.
Du musst nicht DevOps-Engineer werden, um davon zu profitieren. Self-Hosting gibt dir ein mentales Modell davon, wie das Internet funktioniert. Egal, was du baust, das hilft dir weiter!
Self-Hosting stärkt dein Selbstbewusstsein
Self-Hosting lehrt dich, Probleme in der echten Welt zu lösen.
- SSH aufsetzen und Logs lesen? Kein Ding
- DNS-Issue debuggen? Hast du schon gemacht
- Datenbank migrieren ohne Downtime? Du weißt, worauf du achten musst
Wenn du erst mal selbst gehostet hast, sind Produktionsumgebungen nicht mehr furchteinflößend.
Du wirst vertraut mit den Tools und Prozessen, die echte Apps am Leben halten.
Du denkst wie ein Builder, nicht nur wie ein Coder.
Es kann deine Karriere pushen
Teamspeak- und Minecraft-Server als Teenager laufen zu lassen, führte irgendwann zu etwas viel Größerem.
Ich wurde Cloud-Infrastructure-Engineer und habe eigene Orchestratoren gebaut.
Schließlich habe ich Sliplane.io gelauncht, eine Plattform, mit der Entwickler Container managen können, ohne sich durch Kubernetes oder AWS quälen zu müssen.
Ich bin nicht der Einzige mit so einer Story! Viele Indie-Hacker, Freelancer und Startup-Gründer haben mit Self-Hosting angefangen.
Dieser kleine Schritt weckt Neugier und öffnet Türen.
Wenn du jetzt einsteigst, ist es nicht zu spät. Ein einziges Self-Hosting-Projekt kann dir Superkräfte als Developer verleihen und dich beruflich weiterbringen.
Wie du startest
Du brauchst kein Server-Rack und auch nicht ewig Zeit, um etwas Nützliches selbst zu hosten.
Am besten hostest du etwas, das du jeden Tag nutzt. Hier ein paar Ideen:
- n8n für No-Code Workflow-Automation
- Uptime Kuma zum Monitoring deiner Websites
- Plausible Analytics für privacy-fokussierte Web-Analytics
- Postgres mit Adminer zum Datenbank-Exploren
- Caddy oder Traefik für Auto-HTTPS und Reverse-Proxying
Wähle eins und deploye es auf einem günstigen VPS. Du bekommst 20 € Gratisguthaben bei Hetzner – das reicht für ~4 Monate Serverlaufzeit. :)
Bring alles zum Absturz. Fix es. Crash es wieder.
Am Wochenende lernst du mehr als in einem Monat Tutorials.
Zum Schluss
Du musst nicht alles selbst hosten.
Du musst kein System-Admin sein.
Aber probier’s mindestens einmal aus.
Klein anfangen. Chaotisch starten. Jetzt loslegen.
Vielleicht überraschen du dich selbst :)
Cheers,
Jonas, Co-Founder von Sliplane.io