
99,99 % der Entwickler brauchen keine SLAs

SLAs sind keine Verfügbarkeitsgarantien. Sie sind Rabattgutscheine.
Viele Entwickler hören das Wort „SLA“ und denken sofort, ihre App sei geschützt. Dass wenn mal etwas schiefgeht, der Anbieter es wieder in Ordnung bringt.
Aber hier ist die Wahrheit: SLAs garantieren keine Verfügbarkeit. Sie versprechen, dass du eventuell einen kleinen Gutschein auf deine nächste Rechnung bekommst – vorausgesetzt, du springst durch genug Reifen und der Anbieter stimmt dir zu.
Das ist nichts Ungewöhnliches. So funktionieren SLAs in der gesamten Branche. AWS, Google Cloud, Azure, Fly.io – alle nach dem gleichen Prinzip.
Was ein SLA wirklich ist
Ein SLA, oder Service Level Agreement, klingt offiziell. Man sieht Zahlen wie 99,9 % Verfügbarkeit und nimmt automatisch an, das heißt zuverlässig.
Aber eigentlich bedeutet es:
- Wenn die Verfügbarkeit unter den versprochenen Wert fällt
- Und du den Vorfall meldest
- Und nachweisen kannst, dass deine App betroffen war
- Und es nicht durch Wartung oder Ausfälle "weiter oben" verursacht wurde
- Dann bekommst du vielleicht 10 bis 30 % Rabatt auf deine Rechnung
Das Guthaben wird nicht ausgezahlt, sondern nur mit zukünftigen Rechnungen verrechnet. Deinen Nutzern und deinen Einnahmen durch die Downtime hilft das natürlich nicht.
Ein echtes Beispiel: Fly.io
Fly.io hat ein gut geschriebenes und klares SLA. Aber das gibt’s nur im Enterprise-Plan, der bei 2500 Dollar im Monat startet.
Die Bedingungen sind klar:
- Sie verpflichten sich zu 99,9 % Verfügbarkeit
- Wenn die Verfügbarkeit drunter fällt, kannst du einen Service-Credit beantragen
- Die Meldung muss innerhalb von 30 Tagen erfolgen
- Du musst Zeitstempel und Beweise liefern
- Der Credit beträgt maximal 30 % der Monatsrechnung
- Er wird auf zukünftige Rechnungen angewendet, nicht ausgezahlt
Das ist keine Kritik an Fly.io. Es ist ein gutes Beispiel, wie das SLA-Modell in der Cloud-Branche normalerweise aussieht.
Warum die meisten Entwickler darauf verzichten sollten
Wenn du Indie Hacker, Kleinstteam oder Startup in der Frühphase bist, macht es selten Sinn, für ein SLA zu zahlen (und falls dein SLA kostenlos ist, dann ignorier das hier einfach).
- Du gibst wahrscheinlich nicht genug Geld aus, um überhaupt Anspruch zu haben
- Du wirst nicht jedes Problem erwischen und melden
- Eine Beschwerde einzureichen kostet Zeit
- Der Credit ist im Vergleich zum Schaden klein
- Ein SLA verhindert ja keine Downtime
Was tatsächlich die Zuverlässigkeit verbessert:
- Gutes Monitoring und Alerts
- Backups und Redundanz
- Klare Incident-Response-Pläne
- Plattformen mit transparentem Support und echten Menschen
In diese Dinge lohnt es sich zu investieren. Ein SLA meistens nicht.
Warum wir bei Sliplane keine SLAs anbieten
Manche Kunden fragen uns, ob wir bei Sliplane ein SLA anbieten. Kurz gesagt: Nein.
Nicht, weil uns Verfügbarkeit egal ist. Sondern weil die meisten Entwickler echte Zuverlässigkeit wollen – keine juristischen Paragrafen.
Wir setzen auf schnellen Support, solide Infrastruktur und offene Kommunikation. Wenn was kaputtgeht, reparieren wir’s und sagen dir, was passiert ist. Du solltest kein PDF lesen müssen, um zu merken, ob uns das wichtig ist. (Ja, mir ist klar, dass das naiv sein könnte und wir das vielleicht irgendwann ändern – aber fürs Erste ist das unsere Haltung.)
Die Quintessenz
SLAs werden oft missverstanden. Sie garantieren keine Verfügbarkeit. Sie verhindern keine Ausfälle. Sie bieten nur einen Teilgutschrift, nachdem der Schaden schon da ist.
Für große Unternehmen mit rechtlichen oder Compliance-Anforderungen kann das sinnvoll sein. Für die meisten Entwickler lohnt es sich nicht, den Aufwand oder die Kosten zu investieren.
Fokussiere deine Energie lieber auf Dinge, die deine App wirklich am Laufen halten.
Cheers,
Jonas, Co-Founder von Sliplane