
5 Dinge, die man meiner Meinung nach nicht selbst hosten sollte

Ich liebe Self Hosting. Ich betreibe eine Docker Hosting-Plattform, die jedem ermöglicht, selbst zu hosten. Ich finde, jeder Entwickler sollte wissen, wie man seine eigene Infrastruktur aufsetzt.
Aber selbst ich habe meine Grenzen.
Es gibt einen Punkt, an dem Selbsthosting von „empowernd“ zu „Warum tust du dir das eigentlich an?“ kippt. Nicht alles muss auf deinem 5-Dollar-VPS laufen. Manche Sachen sollte man am besten den großen Cloud-Anbietern oder einfach jemand anderem überlassen.
Hier ist also meine Liste: 5 Dinge, die meiner Meinung nach illegal sein sollten, um sie selbst zu hosten – außer du willst es wirklich nur lernen oder du betreibst deinen eigenen Kontinent.
1. E-Mail Server
E-Mail selbst zu hosten ist wie der Versuch, eine olympische Medaille im Frust zu gewinnen. Deine ausgehenden E-Mails zuverlässig zustellen zu lassen ist schwarze Magie, eingepackt in SPF Records, DKIM-Keys, rDNS und Reputation Scores. Ein falscher Schritt und deine Mails landen im Gmail-Spam oder schlimmer – werden einfach stillschweigend verworfen.
Egal, wie gut deine Postfix-Konfiguration ist: Wenn du nicht schon IPs mit jahrelanger Reputation hast, wird das nix. Benutz einfach Postmark, Mailgun, SES oder sowas. Du wirst es dir danken.
Außer du schickst dir nur süße Status-Mails für dein eigenes Projekt, ist das eine der schlechtesten Entscheidungen für eine echte App.
2. Object Storage
S3-Klone wie MinIO oder SeaweedFS machen es dir leicht, Object Storage selbst zu hosten. Und klar, sie aufzusetzen ist einfach. Aber deine Daten sicher und dauerhaft zu speichern? Das ist eine ganz andere Nummer.
Der ganze Sinn von Object Storage ist Dauerhaftigkeit. AWS hat aus gutem Grund 11 Neunen der Haltbarkeit. Die replizieren über Rechenzentren, die du nie sehen wirst. Du? Wahrscheinlich hast du einen einzigen MinIO-Node auf ’nem Hetzner Server laufen. Ein Festplattenausfall und du wirst das bereuen.
Und dann ist da natürlich auch noch die Skaleneffekte. Die Hyperscaler können sich Object Storage zu spottbilligen Preisen leisten. Du nicht.
3. Dein eigener CDN
Es gibt tatsächlich Leute, die ihr eigenes CDN bauen. Keine Ahnung warum, aber sie existieren. Die starten Server an zwei Standorten, nennen das dann "globales Edge-Netzwerk" und wundern sich, warum ihre Latenz in Südamerika mies ist.
CDNs sind nicht nur nginx mit Caching. Es geht um Routing, Caching, Purging, TLS-Termination, Origin, Shields, Failover und Dutzende Edge-Locations. Das kannst du nicht mal eben am Wochenende nachbauen.
Benutz einfach Cloudflare. Oder CloudFront. Oder Bunny. Deine Nutzer werden es dir danken.
4. Package Registries
Ich verstehe schon. Du willst die Kontrolle über deine Lieferkette haben. Du traust Docker Hub nicht. Du willst eine eigene private Registry.
Aber wenn du kein richtiger Plattform-Anbieter bist, wie Sliplane, brauchst du wahrscheinlich keine eigene Registry zu hosten. DockerHub, GitHub Container Registry und die Registries der Cloud-Anbieter sind nicht ohne Grund da. Die funktionieren, sind schnell und verlieren keine Layers, wenn deine Platte voll läuft.
Du kannst es selbst hosten – aber solltest du es? Wahrscheinlich nicht.
5. DNS Server
Das hier sollte eigentlich verboten sein.
Es sei denn, du baust deinen eigenen TLD (geht das überhaupt?) oder bist aus Spaß tief drin in DNSSEC, gibt es absolut keinen Grund, eigene DNS-Server in Produktion zu betreiben.
Kauf dir eine Domain bei einem seriösen Anbieter. Nutz einen Managed DNS Service. Die kümmern sich um Redundanz, niedrige Latenz, Anycast und DDoS-Schutz – damit du es nicht machen musst.
Dein süßer kleiner BIND9 Container wird keiner Botnet-Welle standhalten. Und wenn DNS ausfällt, fällt der ganze Stack mit um.
Zum Schluss
Ich will nicht sagen, dass Self Hosting schlecht ist. Ganz im Gegenteil. Aber ein guter Engineer weiß auch, was man besser nicht selbst baut.
Diese fünf Dinge sind Infrastruktur-Schichten, die bewährt, günstig, schnell und zuverlässig sind, wenn man sie als Service nutzt – und absolutes Chaos, wenn man sie ohne jahrelange Expertise selbst hostet.
Nutze deine Zeit klug. Host die coolen Sachen selbst. Lass den Rest die Leute machen, die schon ein Jahrzehnt dran gebrannt haben.
Cheers,
Jonas, Co-Founder Sliplane